Waldwichteltagebuch
Nun hat der Herbst im Nächstenwald so richtig Einzug gehalten. Das Laub verfärbt sich und wird von Tag zu Tag, gelber, roter und brauner. Wenn der Herbstwind durch die Bäume rauscht, schweben die Blätter zu Boden, die Laubschicht auf den Wegen wird immer dicker und beim Gehen raschelt es unter unseren Füßen. Mit lautem "Knacks" purzeln dann auch Eicheln auf den Waldboden. Morgens müssen wir uns nun wieder wärmer anziehen, doch wenn die Sonne scheint, können wir nach und nach Kleiderschichten ablegen.
Zu Beginn des Monats an solch einem richtig goldenen Herbsttag, konnten wir, wie in jedem Herbst, unseren eigenen Apfelsaft pressen. Klar, um zu diesem köstlichen Getränk zu kommen, benötigt es Äpfel, und zwar viele. Und dieses "Äpfelsammeln" fand ein paar Tage zuvor statt. Familie Walz und Familie Dürr haben uns ihre Apfelbäume beim Bürgerhaus für diesen Zweck zur Verfügung gestellt. Und darüber haben wir uns sehr gefreut. Hannes' Opa Bernd half uns beim Schütteln der Bäume, alle Waldwichtel arbeiteten kräftig zusammen und nach kurzer Zeit hatten wir ganze fünf Säcke voller Äpfel gesammelt. Ja, wenn alle mithelfen, geht's schnell. Opa Bernd transportierte die reiche Ernte mit seinem starken Traktor zum Bauwagenplatz, wo es dann nach dem Wochenende, bei herrlichem Herbstsonnenschein, an die Arbeit des Pressens ging. Wieder war es Opa Bernd und mit dabei Hannes Papa Jan, die mit Häcksler, Presse und Generator zu uns an den Bauwagenplatz kamen. Der Generator lieferte den nötigen Strom für den Häcksler, der die vielen, vielen Äpfel zerkleinerte. Aus diesem Apfelhäcksel, in die Presse gefüllt, wurde mit Hilfe von Menschenkraft der Saft. Alle waren mit viel Spaß und Eifer bei der Sache und so floss die honiggelbe Flüssigkeit literweise aus der alten, restaurierten Mostpresse. Ein riesiges Fass konnten wir füllen und alle Familien durften sich die mitgebrachten Flaschen füllen. Ja, erst die Arbeit, dann das Vergnügen des Safttrinkens. Uns hat die Aktion viel Spaß gemacht und wir sagen an dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank an Familie Walz und Familie Dürr für die Apfelspende!
In diesem Monat haben wir uns einen neuen Waldplatz ausgeguckt, dem wir den Namen "Eulenplatz" gegeben haben. Er liegt unterhalb des Räuberwegs und es gibt hauptsächlich Buchen, Hainbuchen und Eichen. Ein wunderschönes Plätzchen mit einem tollen Erdhaufen, der entstanden ist, als ein Baum gefällt und das Wurzelwerk aus der Erde gehoben wurde. Genau hier haben wir einen tollen Vormittag verbracht. Mit im Bollerwagengepäck hatten wir an diesem Tag zwei alte Töpfe, einen zusätzlichen Wasserkanister und vier Schaumstoffwalzen. Ihr überlegt, wozu wir diese Utensilien gebrauchen konnten? Ganz einfach - in den beiden Töpfen wurde aus Erde und Wasser blitzschnell wunderbarer Matsch. Schön dickflüssig, fast wie Malerfarbe, wenn Zuhause die Wände gestrichen werden. In diesen Matsch haben wir die Walzen getaucht und damit die Stämme der umstehenden Bäume eingefärbt. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht. Andere haben lange, lange, mit Stöcken und unseren Spaten am Erdhaufen gegraben. Außerdem hatten wir unsere beiden mobilen Schaukeln dabei. Bestehend aus einem Stück ausgedienten Feuerwehrschlauch und Seilen, können sie ruckzuck zwischen zwei Bäumen aufgehängt werden. So sieht ein Kindergartenvormittag bei uns im Nächstenwald aus - wir haben immer was zu tun, uns wird nie langweilig.
Zum Abschluss der Erntezeit, ließen wir uns Mitte des Monats an unserem Bauwagenplatz, die letzten Kartoffeln unserer Ernte, bei einem Kartoffelfeuer schmecken. Gegen 11 Uhr hat Petra in der Feuerschale ein Feuer entzündet. Mit wedelnden Sitzmatten haben wir dem Feuer immer wieder Sauerstoff zugefächelt, damit es so richtig gut gebrannt hat. Als genug Scheite im Feuer lagen, ließen wir es herunterbrennen und eine halbe Stunde später war die Glut perfekt und wir konnten den Dreifuß, mitsamt Schwenkrost, über der Feuerschale platzieren. Die verpackten kleinen Kartöffelchen wurden nun vorsichtig darauf abgelegt und nach kurzer Zeit waren die Kartoffeln knusprig braun und bereit gegessen zu werden. Mit etwas Salz verfeinert, haben sie köstlich geschmeckt.
Immer wieder wandern wir gerne talabwärts zu einer schönen Bachstelle am Ortsende von Deufringen. Wenn wir dieses Ziel auswählen, nehmen wir keinen Bollerwagen mit, denn der Weg dorthin geht teilweise sehr steil bergab und am Rückweg natürlich wieder steil bergan. An der Wiese mit der großen Linde gehts mitten hinein ins Dickicht, auf einen geheimen Weg, bergab ins Tal. Dann nur noch ein wenig am Wald entlang, bis wir rechts abbiegen können zur Bachstelle mit den beiden Scheunen. Unterwegs haben wir meist schon einiges an Stöcken und Rindenstücken gesammelt, die wir im Bach schwimmen lassen wollen, oder schon vom Bauwagen passende Mulchstücke oder kleine Bretterreste in die Rucksäcke gepackt. Und dann werden die Schwimmobjekte zu Wasser gelassen, treiben ein Stück im Bach entlang und vor der kleinen Stromschnelle, angeln wir sie, mit Hilfe von langen Stöcken, wieder heraus. Das ist jedes mal ein tolles Vergnügen. Zwischendurch wird gegessen und dann weiter gespielt. Natürlich passiert es meistens, dass ein Fuß aus Versehen ins Wasser rutscht, aber wir sorgen vor und haben Wechselhosen, Strümpfe und Schuhe im Gepäck. Bevor wir den Rückweg antreten, gibt es jeden Tag die "Lesezeit". Derzeit sind die Geschichten vom "Räuber Hotzenplotz" an der Reihe. Und dann heißt es den Rückweg antreten. Dieser führt uns über die Wiesen, bis zu unserem Schlittenhang und beim Bergaufsteigen haben wir überlegt, ob uns dieser Winter wohl reichlich Schnee bescheren wird, damit wir den Berg ausgiebig zum Rodeln nutzen können. Sind wir schließlich alle wieder am Bauwagen ankommen, sind die allerkleinsten Waldwichtel ganz schön geschafft - zu Recht, denn dieser Ausflug ist wirklich immer eine richtige kleine Wanderung.
Das Farbenmeer des Laubs um uns herum war auch Inhalt einer Bärengruppe in diesem Monat. Einmal die Woche, treffen sich alle Kinder in den altershomogenen Gruppen. Nun fragt ihr euch vielleicht, was soll das denn sein, "altershomogene Gruppen"? Ganz einfach: Immer donnerstags gibt es für die kleinen "Raben", die mittleren "Igel" und die großen "Bären" ein Angebot, das sie in ihrer Altersgruppe mit Lukas, Amelie und Petra erleben. Und in der letzten Bärengruppe haben die sieben zukünftigen Schulkinder, zusammen mit Petra, ein Herbstblatt "ausgestickt". Mit Wolle in den Farben des Herbstlaubs, ging es an die Arbeit. Ganz schön viel Geschicklichkeit und Konzentration war hier gefragt. Und nachdem alle den Dreh raus hatten - vor, zurück und wieder vor - entstanden tolle Herbstblätter auf den kleinen Kartonstücken. Die Verästelungen im Inneren des Blattes konnten wir mit Buntstiften aufmalen. Und so sahen die fertigen Werke aus, auf die wir ziemlich stolz waren.
Nun freuen wir uns auf den November, der jedes Jahr ein ganz besonderes Ereignis bereithält: Den St. Martins Tag mit dem Laternenfest.