Waldkindergarten Aidlingen e.V.
Waldkindergarten Aidlingen e.V.

BeDenkzeit 

Allerlei Nachdenkenswertes rund ums Großwerden

"Respektvoll - rücksichtsvoll - auf Augenhöhe … der Wunsch nach einem guten Miteinander"

Zwei Beiträge zum Thema des Elternabends im Oktober 2022:

 

Tja, kennen wir diese Situation nicht alle? Eine Situation spitzt sich zu und wir verlieren irgendwann die Nerven. Und schreien zum Beispiel mal das Kind an. Oder knallen eine Tür zu. Oder sagen etwas, das verletzt. Respektlos, oder?

 

Wie Eltern sind, oder sein sollen. Was von ihnen erwartet wird und -ganz wichtig- was sie von sich selbst erwarten. Im weitesten Sinne hat das damit zu tun, wie unsere Haltung zu uns selbst ist. Dürfen wir als Eltern auch respektvollen Umgang erleben? Sind wir durch unsere Elternschaft nur noch dazu gemacht, nicht mehr zu empfangen, sondern nur noch zu senden?

 

Ich will auf niemanden mit dem Finger zeigen, denn wir sitzen ja alle in demselben Boot. Und als ich mich entschied, dass ich euch hier keine Lehrstunde halte, sondern euch mit auf meine Reise durch das Thema nehme, da kamen die Wörter fast wie von selbst.

 

Zunächst habe ich mich mit dem Wort Respekt auseinandergesetzt. Der Duden sagt: 

"Respekt ist eine auf Anerkennung, Bewunderung beruhende Achtung."

 

Ist es das tatsächlich immer so im Alltag? Wenn ich mittags nach der Arbeit spüre, ich brauche eine Pause. Ich bitte mein Kind, mich 15 Minuten ausruhen zu lassen. Dann ist es auf jeden Fall ein respektvolles Handeln meines Kindes, wenn es mir diese, für mich so wichtige Pause, gönnt. 

Ob die Entscheidung meines Kinds nun auf Anerkennung und Bewunderung beruht, das weiß ich nicht. Eine wiederum respektvolle Geste meinerseits:

Ich kann mich danach bei ihm für sein Verhalten bedanken und mich darüber freuen. 

Was aber, wenn uns unser Kind diese Pause heute nicht gönnt? Wie kommen wir mit der Schreimutter in uns klar? Gar nicht? Denn ist es nicht so, dass wir als Eltern oft einem Ideal hinterher rennen?

 

Was wohl die Nachbarn denken, wenn wir mal laut schimpfen?                                                                                  

 

Oder die anderen Kunden im Laden, wenn das Kind auf dem Boden liegt und brüllt, wenn es UNBEDINGT das Überraschungsei will?

 

Die Nerven verliere ich aber nicht nur in richtigen Streitsituationen, sondern auch öfter mal im täglichen Miteinander. Eben immer dann, wenn ich nicht weiter weiß. Wie erziehe ich mein Kind perfekt? Wir wollen ja alle nur das Beste für unsere Kinder.                                                                 

 

Ich denke, dass wir uns die Frage stellen sollten, was wir als Familie brauchen. Nicht nur die Kinder. Auch mein Partner. Und ich. Wir alle müssen im Mikrokosmos Familie zufrieden sein und haben denselben Stellenwert.

 

Die äußeren Faktoren ändern sich eh stetig. Die Frage, was die Gesellschaft vermeintlich von uns erwartet, kann sich schnell verändern. Neue Nachbarn, neue Wertvorstellungen.

Welcher Erziehungsstil, welche Pädagogik ist gerade angesagt?                                                

 

Wenn mein Opa erlebte, was ich bei meinen Kinder zugelassen habe, oder wie ich Situationen mit ihnen klärte, schüttelte er nur den Kopf, oder war entsetzt: "Das hätte es bei uns nicht gegeben!"                                                 

Und meine Tante, die in der Hippizeit aufgewachsen ist, versteht nicht, warum ich nicht mit den Kindern splitterfasernackig am See zwischen 1000 anderen Handtüchern und Picknickdecken Federball spielen möchte.

         

Somit sehen wir auch, wie sehr unsere eigene Erziehung eine Rolle spielt. Wie wurde ICH geprägt? Wie mein PARTNER? Wie finden wir aus dem Gewirr unseren eigenen Weg? Den, der zu uns passt und der sich auch noch richtig anfühlt?

            

Was wollen wir für unsere Kinder? 

Ich bin mir sicher, dass unsere Kinder glücklich sind, wenn sie in einem liebevollen Umfeld aufwachsen dürfen, in dem sie AUFRICHTIGE LIEBE und ANNAHME erleben und messen ihre Eltern nicht daran, wie toll sie zum Beispiel den Haushalt im Griff haben.

Ein Kind würde sich sicher nicht am unordentlichen Wohnzimmer stören, so lang es an Mama oder Papa gekuschelt einer schönen Geschichte lauschen dürfte.

 

Zu dieser aufrichtigen Liebe gehört aber für mich auch, dass die Erwachsenen sich selbst nicht vergessen. Nicht aufgeben für die Kinder. Sie bedeutet nicht, alles zu machen, nur, dass es keine Konflikte gibt. Unterschiedliche Meinungen sind wichtig. Dadurch spüren sich die Kinder, weil sie erleben, dass jeder seine Meinung haben darf. Und das in Ordnung ist.

Kinder sind Grenzgänger. Das eine mehr, das andere weniger. Die schwierige Aufgabe von uns Eltern ist nun, die Grenzen mit einer LIEBEVOLLEN KLARHEIT durchzusetzen.

Und ich denke, diese Klarheit ist der Schlüssel.

 

Wenn die Kinder wissen, woran sie sind, fällt es ihnen leichter, eine Entscheidung zu treffen. 

Ich möchte euch ein Beispiel von einer meiner Tochter erzählen. Sie war mittlerweile im Kindergarten eingewöhnt, fühlte sich wohl und begann nach einiger Zeit morgens zu weinen. Eine Weile brachte mich das ziemlich in Stress, weil ich dadurch jeden Morgen nervös war. Das übertrug sich natürlich auf meine Tochter. 

Bis ich auf die Idee kam, dass ich ihr die Freiheit lasse, wie sie sich von mir verabschieden wollte. Und, dass das Weinen in Ordnung war. So fragte ich sie jeden Morgen, ob sie sich heute MIT oder OHNE weinen verabschieden wolle. Am Anfang überlegte sie jeden Tag und entschied mal so und mal so. Für mich war das in Ordnung. Das Weinen musste einfach raus und es durfte. Nach einiger Zeit wollte sie nicht mehr, dass ich sie frage. Das Thema war abgehakt.                                                                                                                                                   

 

Dazu habe ich noch ein wunderbares Zitat von Jesper Juul gefunden:

 

"Wir müssen lernen auszudrücken, wer wir sind und wofür wir stehen, statt unseren Kindern vermitteln zu wollen, wie sie sein sollten."

 

So lange das Kind in seiner Seele, seinem Geist und seinem Körper bewahrt wird, ist der Weg jeder Familie sehr unterschiedlich und eben genau richtig.                                          

 

Ich hoffe, ihr nehmt das Gefühl mit, dass ihr Vertrauen in euch und eure Kinder habt und den Mut habt, EUREN Weg weiter zu gehen.

...Regina 

Wir wollen heute Abend sowohl darüber nachdenken, was dürfen/Können wir von unseren Kindern erwarten, als natürlich auch die Frage, was dürfen die Kinder von uns Erwachsenen/Eltern/Erzieherinnen erwarten?

Und darüber möchte ich nun mit euch nachdenken:

Wir wollen Gleichwürdig miteinander umgehen, was bedeutet, mit Respekt gegenüber dem anderen, gleich welchen Alters.

Kinder - Kinder, Erzieher - Kinder, Eltern - Erzieher.

 

Eine wertschätzende Atmosphäre, macht das Miteinander sehr angenehm und oft einfacher.

Wertschätzend - auf Augenhöhe.

 

Wenn sich ein Kind in seiner individuellen Persönlichkeit angenommen fühlt, dann fühlt es sich sicher und wertvoll. Das gilt für jede Art der Gemeinschaft. 

 

Jeder von uns ist seit seiner Geburt mit bestimmten Eigenschaften ausgestattet, die wir ganz einfach mitbringen in diese Welt. Da gibt es Grundlegendes wie unser Geschlecht, unseren Körperbau, Temperament, Eigenschaften wie Sensibilität, bin ich extrovertiert oder eher zurückhaltend. 

 

Jeder von uns, hier in der Runde, ist mit seinen Eigenschaften und daraus entstandenen Fähigkeiten einmalig - gibt es kein zweites Mal.

Genau so ist es mit unseren Kindern.

 

Wenn ein Kind das im Alltag erleben kann: „Ich bin gut, so wie ich bin.“

„Bin für die Gemeinschaft, die Kindergartengruppe, Familie, Schule wertvoll.“

„Ich bin einzigartig.“, „Ich bin es wert geliebt zu werden, unabhängig von Leistungen.“

 Dann kann es gestärkt in die Welt gehen.

 

Das was DA ist, muss wertgeschätzt werden. Das Augenmerk sollte nicht nicht darauf gelenkt werden, was scheinbar fehlt.

 

Sicher hatte jeder von euch, als das erste Kind erwartet wurde, eine (geheime) Wunschvorstellung wie euer Kind am liebsten sein sollte.

Und sicher habt ihr früher oder später gemerkt, dass dieser Wunsch nicht in Erfüllung geht.

 

Gerne wird verglichen. In der Kindergartengruppe, gibt es eine große Anzahl an „Vergleichskindern“. 

„Mensch, der Julian kann schon perfekt bis 30 zählen  …  das kann mein Sebastian nicht.“

„Mannomann, die Katrin spricht mit ihren dreieinhalb schon super, meine Lilly ist da weit hinterher.“

Aus einem motorisch nicht so begabten Kind, wird wohl kein Superfußballer, auch wenn es Papa super gefallen würde.

 

Vergleichen ist immer schlecht. Macht das nicht, auch wenn ihr immer wieder dazu verführt werdet. Es verunsicherteuch nur. Euer Kind hat dafür in anderen Bereichen große Talente, besondere Eigenschaften. Lenkt euer Augenmerk darauf.

 

Ich glaube fest, dass ihr alle Eltern seid, denen dies bewusst ist. 

 

Respektvolles Verhalten gegenüber eurem Kind bedeutet aber auch Loslassen - es in die Welt hinausziehen zu lassen.

Jetzt sind es noch kleine Abenteuer die es bestehen darf:

Die Kindergartenzeit beginnt - ein neues, fremdes, spannendes Terrain betreten. Das kostet Mut - aber euer Kind schafft es. Vor allem mit eurer guten Begleitung und Unterstützung.

 

Eurem Kind Dinge zutrauen. Seien es Aktionen wie auf einen Baum klettern, über ein hohes Klettergerüst zu balancieren, als auch Situationen wie, im Bäckerladen eine Brezel zu kaufen. Später den Schulweg alleine zurückzulegen. 

Natürlich bedeutet das auch von euch die „Kontrolle aufzugeben“ - eurem Kind das Vertrauen schenken, dass es eine Sache schaffen kann. Durch eure Zuversicht, kann das Kind wachsen und Erfahrungen sammeln.

 

Frustrationen dürfen, nein müssen sein. Es dürfen auch mal Tränen fließen. 

Sie sind viel stärker als ihr vielleicht manchmal glaubt.  

 

Über Rückschläge hinwegzukommen und Herausforderungen zu meistern, fördert die „Resilienz“ eures Kindes. Dieser Begriff ist euch vielleicht auch schon mal begegnet.

Er steht sozusagen für das Immunsystem der Seele.

So wie unser Körper durch überstandene Krankheiten ein Immunsystem entwickelt, tut dies die Seele eures Kindes mit jeder Herausforderung die es bestehen durfte.

 

Jede Hürde die überwunden wurde, lässt euer Kind innerlich wachsen und stärker werden.

 

Das bedeutet natürlich, dass wir als Erwachsene, den Kindern nicht jede negative Erfahrung ersparen dürfen - auch wenn wir es ja nur gut meinen. Derlei gibt es viele:

 

Wenn Geburtstag ist, steht das Geburtstagskind im Mittelpunkt - jeder hat einmal im Jahr Geburtstag und wird dann mit Geschenken etc. gefeiert. Das kann jedes Kind verstehen. Muss auch das Geschwisterkind ein Geschenk bekommen?

 

Bollerwagen: Jeder Waldwichtel ist im Wechsel dran, den Bollerwagen zu ziehen. Gemeinsam schaffen wir das problemlos.

Jeden Tag darf ein anderes Kind im Morgenkreis zählen. Wenn ich an der Reihe war dauert es wieder 19 Kindergartentage bis ich erneut dran bin. 

Nicht jeder konnte beim Brot- und Saftverkauf helfen.

 

Das können für eure Kinder frustige Situationen sein - aber sie sind zumutbar und am Ende gut auszuhalten.

 

Und wenn solche Frustrationen durchlebt werden können, merkt das Kind: Auch wenn ich jetzt schrecklich enttäuscht bin - ich komm drüber weg.

 

Eine Einsicht, die für das weitere Leben sehr wichtig sein wird.

 

Uns als Kindergarten ist es ein Anliegen, jedem Kind, das Gefühl zu vermitteln, „du bist toll, so wie du bist - schön, dass du hier bist. Komm, wir machen uns gemeinsam auf den Weg, die nächsten Jahre“.

 

...Petra

Ein Auszug aus dem Thema des Elternabends im Oktober 2021

 

„Unser Waldalltag - wieso, weshalb, warum?“

 

Irgendwann ist es soweit, euer Kind ist 3 Jahre alt, oder knapp davor, die Kindergartenzeit beginnt. 

Für einige von euch liegt das schon längere Zeit zurück, manche haben es gerade erlebt und manche steht dieser Schritt bald bevor.

 

Ein großer Schritt in Richtung Eigenständigkeit. Ein sehr spannendes Ereignis für alle Beteiligten. 

Für Mama und Papa bedeutet das einmal mehr „Loslassen“. Das erste Loslassen fand tatsächlich schon mit der Geburt des Kindes statt. Dann ein weiteres Loslassen, als Euer Kind in der Lage war auf eigenen Beinen zu stehen, zu gehen.

 

Und jetzt der Start in die Kigazeit:

Für euch bedeutet das, akzeptieren, dass euer Kind von nun an, für ein paar Stunden des Tages, in „fremder Obhut“ ist. Es gibt nun einen Zeitraum im Tag, an dem ihr als Eltern nicht mehr so genau im Bilde sind, was euer Kind tut, euer Kind erlebt. Wie es sich verhält, mit wem es spielt …

 

Es verlangt von eurer Seite großes Vertrauen, in die Menschen, die sich in dieser Zeit, hoffentlich sehr gut, um euer Kind kümmern. Und es bedarf genauso eine riesige Portion Zutrauen in euer Kind selbst: „Du schaffst das“. 

Denn mit etwa 3 Jahren ist es tatsächlich auch der Zeitpunkt, an dem ein Kind auch gut in der Lage ist, mit anderen Kindern in Interaktion zu treten.

 

Für manche Kinder ist dieser Schritt tatsächlich einfach. Doch für viele ist es eine einschneidende Veränderung, die mit dem Gefühl von Unsicherheit und Sorge verbunden ist. Speziell wenn es in der Familie das 1. Kind ist, das in den Kindergarten kommt, ist es für die Familie ein sehr einschneidendes Ereignis. Wir als ErzieherInnen sind uns dessen sehr bewusst. Und natürlich ist es uns ein großes Anliegen, dass dieser Schritt gut verläuft. Aber ganz ohne Tränen geht es manchmal nicht. Und hier kommen wir zur Frage, die uns beschäftigt: Sind Tränen so schlimm? Können wir Tränen unseren Kindern nicht zumuten?

 

Eine solche Veränderung im Leben eures Kindes, darf doch auch mit dem Gefühl von Aufregung verbunden sein, finde ich. 

Auch wenn sie ahnen, dass sie im Kindergarten viel Spannendes, Neues erwartet und neugierig sind. Neugierig auf die vielen anderen Kinder, mit denen sie in diesem Alter auch gerne in Kontakt treten wollen, gespannt auf den Ort, der so viele neue Erfahrungsmöglichkeiten bieten wird - sind da doch auch Gefühle von Unsicherheit. Verständlich, oder?

Und hier könnt ihr eurem Kind eine ganz wichtige Stütze sein, in der Art, wie ihr mit diesem „Trennungsschmerz“ umgeht.

Schafft ihr es, auch wenn euch beim Anblick eures weinenden Kindes fast das „Herz bricht“, zu sagen:

„Ich gehe jetzt, du bleibst hier, hab einen schönen Tag und nachher komme ich wieder“?                                                                                               Und gelingt es, diese Worte mit innerer Überzeugung auszusprechen, dass das Kind sie auch glauben kann?

Oder macht ihr es eurem Kind mit einem Zögern und sorgenvoller Mine zusätzlich schwer? 

So wie auch wir Erwachsene manchmal noch ein zuversichtliches Schubsen von Außen benötigen, um eine Sache in Angriff zu nehmen, so geht es an dieser Stelle auch vielen Kindern. Schon öfter haben wir den Satz gehört „Wir wünschen uns aber, dass der Einstieg in die Kindergartenzeit perfekt verläuft. Ohne Weinen …“ 

 

Aber die Tränen zeigen doch auch, wie wichtig ihr eurem Kind seid und, dass es gerne mit euch zusammen ist. Ihr erlebt beide einen Abschiedsschmerz, aber ihr wisst, es sind nur wenige Stunden und dann verbringt ihr den Rest des Tages wieder gemeinsam. Und, diese neuen Erlebnisse, außerhalb des Elternhauses, sind doch auch eine tolle Bereicherung für die übrige gemeinsame Zeit - bieten Gesprächsstoff, wenn das Kind gerne erzählt. Manche Kinder werden vielleicht auch nicht so viel erzählen. Dann dürft ihr einfach auf uns zukommen und Nachfragen.

 

Vielleicht laufen die ersten beiden Kindergartentage auch völlig unkompliziert und am Tag drei wird ihnen bewusst „da geh ich ja jetzt jeden Tag hin, oh!“ Und dann fließen zum ersten Mal die Tränen. 

Und auch dann macht ihr es eurem Kind am aller einfachsten, wenn ihr den Moment des „Tschüss sagen’s“ nicht zu lange hinauszögert. Lieber kurz und schnell. Wir sind, keine Unmenschen und wollen euer Kind nicht quälen … Es sind einfach Erfahrungswerte. Wir sind in Kontakt zu euch und geben euch auch ganz schnell Rückmeldung, wenn sich das Kind nach ein paar Minuten beruhigt hat. Wenn die Kinder die innere Einstellung des Gegenübers spüren, die gelassen und zuversichtlich ist, dann können es auch die Kinder sein.

 

Wir bemühen uns auf jeden Fall sehr, dass der Einstieg in die Kindergartenzeit kein „traumatisches“ Erlebnis wird.

Was für ein großer Schritt ist das! Ich bewundere es jedes Jahr, wenn die neuen Kleinen dieses Schritt schaffen. Als tolle kleine Persönlichkeit bereichern sie unsere Runde.

 

Wir sind froh, dass Dank eurer tollen Mithilfe die Eingewöhnungen bei uns so unkompliziert verlaufen. Dass sie in unserer Arbeit nicht solch einen riesengroßen Rahmen einnehmen, wie in manch anderen Einrichtungen, wo vor lauter Eingewöhnen, nicht viel Anderes Platz findet. Dass wir in diesen 7 Wochen seit Ende der Sommerferien schon so viele tolle Dinge gemeinsam erleben durften - die alten Hasen und die Neuen.

 

Ein Auszug aus dem Thema des Elternabends im Oktober 2020

 

„Weniger ist manchmal mehr“ …

 

 

Manche Pädagogen behaupten ganz provokant „Kinder bräuchten eigentlich kein Spielzeug, sie wäre auch ohne glücklich und zufrieden.“

Was ist dran an dieser Behauptung?

In unserem Waldkindergarten Alltag erleben wir es tagtäglich: Es funktioniert ganz unkompliziert ohne vorgefertigtes Spielmaterial, bzw. mit ganz wenigem. Sechs Spaten, drei Schubkarren für 20 Kinder - kein Problem.

Nicht, dass hier der Eindruck entsteht, wir wären gegen Spielzeuge für Kinder. Auf keinen Fall, aber vielleicht lohnt es sich, mal einen Blick in eure Kinderzimmer zu werfen und darüber nachzudenken, wieviel des vorhandenen Spielzeuges tatsächlich (im Moment) bespielt wird und was überflüssig ist.

 

Denn sicher ist, überquellende Regale und Kisten überfordern euer Kind. Auch ihr kennt das, bewusst oder unbewusst. Betretet ihr einen Raum, eine Wohnung, die übervoll beladen ist, macht das etwas mit euch. Genau so ergeht es auch einem Kind, unbewusst: Womit soll ich spielen? Es beginnt hier und wechselt dorthin. Ein Überfluss an Reizen.

 

Könnte es hier mal an der Zeit sein, ein paar Materialen (auf Zeit) wegzuräumen?

 

Eine übersichtliche Anzahl an Spielzeugen, die eurem Kind im Moment wichtig sind, bleibt vor Ort - weniger ist mehr.

Und dieses Weniger ist natürlich auch einfacher wieder sortiert und aufgeräumt, an seinen bestimmten Platz. Vielleicht wird so auch das leidige Thema „Aufräumen“ einfacher?

 

Sollte jemand durch diese Zeilen angeregt sein, dieses Thema anzugehen, dann nehmt eure Kinder mit ins Boot: Sie lieben es einbezogen zu werden - bei Themen, bei denen es sinnvoll und wichtig ist, ihre Meinung zu hören. (In vielen anderen Fragestellungen, seid ihr diejenigen, die die Linie vorgeben).

Die Spielsachen sind ihr „Arbeitsmaterial“ und euer Kind wäre sicher schockiert, wenn plötzlich vieles nicht mehr vor Ort wäre. 

Schon Kindergartenkinder lieben es, wenn sie bei einer „Besprechung“ um ihre Meinung gebeten werden. Sie fühlen sich ernst genommen und werden sicher sehr kooperativ mit euch an einem Strang ziehen.

Und Ihr werdet beobachten können, wird das Material auf ein übersichtliches Maß reduziert und beschränkt sich auf die momentan angesagten Materialien, dass das Spiel kreativer, ruhiger und intensiver wird. Sie verweilen länger bei einer Sache und benutzen das Spielzeug kreativer.

 

Noch eine interessante Fragestellung:

Wie kommt es eigentlich zu diesem „Viel“ an Spielzeugen?

Erwachsene setzen voraus, dass ein Kind voller Wünsche steckt. Aber ist dem vielleicht gar nicht so? Setzen wir die Kinder mit den vermuteten Wünschen und den traditionellen Geschenkephasen ungewollt unter Druck?

Weihnachten steht schon ganz nah vor der Tür. Wir wollen schenken, auch die Großeltern, Patentanten … 

„Was wünscht du dir?“ „Schreib doch mal einen Wunschzettel“ …

 

Oft wird ein Wunsch erst aufgrund der vielen buntbedruckten Kataloge geweckt, die jetzt wieder überall ausliegen und natürlich genau zu diesem Zweck produziert werden. Die farbenfrohen Bilder erwecken natürlich scheinbare Bedürfnisse.

Aber vielleicht hätte das Kind gar nicht so viele Wünsche, würde es nicht aufgefordert werden welche zu haben?

 

Dann gibt es noch die „Kleinen Geschenke zwischendurch“: Mitbringsel aus dem Urlaub, von der Geschäftsreise, vom Einkauf im Supermarkt, einfach mal so.

Manchmal sollen sie als Belohnung dienen, für eine Leistung, die wir Erwachsenen als besonders erstrebenswert ansehen - brav ins Bett gehen, aufräumen …

 

Warum sind es gerade die Kinder, die auf der ganzen Welt so gerne beschenkt werden?

 

Steckt vielleicht, unbewusst, der Herzenswunsch dahinter, sich die Verbundenheit mit dem Kind zu sichern?

Interessante Fragestellung, finde ich.

 

Aber eines ist sicher: Ein Kind, dass sich von den Erwachsenen um sich herum angenommen fühlt, so wie es ist. Ein Kind das spürt, dass es geliebt und ernst genommen wird, braucht keine materiellen Geschenke um den Eltern seine Liebe zu schenken. Das tut es gerne, einfach so.

 

Noch einmal zurück zum bevorstehenden Weihnachtsfest. Was wäre eine gelungene Alternative beim Thema schenken, mit der alle Schenkenden zufrieden sind und das beschenkte Kind ebenso?

Liebt euer Kind es kreativ zu arbeiten wäre z.B. eine gemeinsam bestückte Kreativ-Kiste eine tolle Lösung:

Verschiedenste Stifte, Papiere, Sticker, Klebebänder …. Alle können einen Teil dazu beitragen.

 

Oder eine Werkzeugkiste, plus Holz das bearbeitet werden kann.

 

Es gibt hier viele kreative Lösungen, wenn man mal darüber nachdenkt. Und so könnte eine Geschenkeflut vielleicht umgangen werden.

 

Zum Schluß noch der Gedanke: Muss ein Geschenk immer materieller Natur sein?

Wie wäre es mit gemeinsam verbrachter Zeit? Im Moment sind viele öffentliche Orte, wie Museen, Freizeitbäder, Theater … nicht für uns geöffnet. 

 

Aber der Wald liegt bei vielen ganz in der Nähe und gemeinsam verbrachte Zeit dort, querfeldein, ist unbedingt sehr schön und macht Spaß!

 

 

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